Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Nieren sind die Haupttodesursachen in der westlichen Welt. Studien belegen, dass gut 80 Prozent aller Herzinfarkte durch vorhandene Risikofaktoren und fehlende Schutzfaktoren erklärt werden können. Welche Risikofaktoren gut angegangen werden können - oft durch einen entsprechenden Lebensstil, ist ebenfalls gut untersucht.
Welche Lebensstil-Faktoren zählen für Herz und Nieren?
Experten der amerikanischen Fachgesellschaft AHA (American Heart Association) haben zum Beispiel acht essentielle Empfehlungen zum Lebensstil erarbeitet, die die Herzgesundheit fördern.
Diese sogenannten „Life’s Essential 8“ sind:
- gesunde Ernährung
- regelmäßige körperliche Aktivität
- Nikotinverzicht
- gesunder Schlaf
- gesundes Gewicht
- gesunde Cholesterinwerte
- gesunde Blutzuckerwerte
- optimaler Blutdruck
Doch in welchem Alter zahlt es sich aus, auf eine entsprechend gute kardiovaskuläre Gesundheit zu achten, damit sich das auch langfristig auszahlt? Das haben Forscher vor kurzem in einer großen Studie untersucht, bei der mit einem Punktesystem die Herzgesundheit über die Zeit bewertet wurde. Die bevölkerungsbezogene Studie aus Korea ergab: Wer zwischen 30 und 40 Jahren über längere Zeit eine gute kardiovaskuläre Gesundheit (CVH) aufweist, der hat in der Lebensmitte deutlich seltener Herz- und Nierenereignisse.
Worum ging es bei der Studie zu Herzrisiken?
Die Forschenden analysierten Daten der koreanischen Nationalen Krankenversicherung (Screenings und Abrechnungen) von rund 250.000 Erwachsenen, die alle zu Studienbeginn maximal 40 Jahre alt waren und noch keine Herz- oder Nierenerkrankung hatten. Sie teilten sie in fünf Gruppen mit unterschiedlicher Herzgesundheit ein, die sie anhand der „Life’s Essential 8“ und der Zeit, in der dieser Lebensstil eingehalten wurde, bildeten. Sie werteten zudem aus, wer innerhalb der folgenden 10 Jahren erkrankte an einem
Herzereignis: Herzinfarkt, ischämischer Schlaganfall, Herzschwäche oder kardiovaskulärer Tod oder
Nierenereignis: neu aufgetretene chronische Nierenerkrankung, Nierenersatztherapie oder nierenbedingter Tod.
Gute Herzgesundheit = geringes Risiko
Insgesamt traten in der Beobachtungszeit 2.748 Herzereignisse und 2.085 Nierenereignisse auf. Wenig überraschend hatten diejenigen Personen aus der Gruppe mit der besten Herzgesundheit über längere Zeit auch das geringste Risiko, ein solches Ereignis zu erleiden. Die Zusammenhänge waren bei Frauen und Männern ähnlich.
Was bedeutet das?
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass eine frühe und über Jahre aufrechterhaltene Herzgesundheit mit deutlich geringeren Risiken für Herz- und Nierenereignisse in der Lebensmitte verbunden ist. Die Autorinnen und Autoren der Studie sehen darin die Bestätigung, das Menschen bereits im jungen Erwachsenenalter zu einer herzgesunden Lebensweise motiviert werden sollten.
- Cumulative Cardiovascular Health Score Through Young Adulthood and Cardiovascular and Kidney Outcomes in Midlife. JAMA Cardiology, Oktober 2025, doi:10.1001/jamacardio.2025.3269. Online-Publikation am 1.10.2025.
Experte
- 60323 Frankfurt am Main
- info@herzstiftung.de
- www.herzzentrum-an-der-alster.de
Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.