Ein Leben mit Herzschrittmacher oder implantierbarem Kardioverter-Defibrillator (ICD) erlaubt Ihnen eine weitgehend uneingeschränkte Alltagsgestaltung. Nach abgeschlossener Wundheilung und optimaler Programmierung des Geräts können Sie Ihren Tagesablauf wieder wie gewünscht gestalten. Entscheidend für ein unbeschwertes Leben mit Ihrem Implantat sind ein Verständnis für die Funktionsweise des Geräts, das Einhalten einfacher Vorsichtsregeln und das regelmäßige Wahrnehmen Ihrer Kontrolluntersuchungen beim Kardiologen.
In diesem Artikel erfahren Sie:
Die ersten Tage: Schonung nach der OP
Nach der Implantation eines modernen Herzschrittmachers oder ICD gilt es, besonders in den ersten Tagen auf Ihren operierten Arm zu achten: Heben Sie den Arm auf der Eingriffsseite in den ersten drei Tagen nicht ruckartig über Schulterhöhe an und vermeiden Sie äußere Drehbewegungen nach hinten. Abgesehen von starken Schmerzen könnte das dazu führen, dass die Naht aufreißt. Die Elektroden sind während der OP sicher im Herzmuskel verankert worden. Die früher empfohlene längere Ruhigstellung ist daher nicht nötig, sie könnte sogar zur Schultersteifigkeit führen. Grundsätzlich soll der Wundbereich für etwa sechs Wochen geschont werden.
Bis die Haut über der angelegten Gerätetasche absolut wasser- und bakteriendicht ist, dauert es etwa zehn Tage. Duschen Sie bis dahin nur bis unterhalb des Brustkorbs, bedecken Sie die Nahtstelle mit einem wasserdichten Pflaster und vermeiden Sie direkten Wundkontakt mit Seife oder Schmutz. Nach abgeschlossener Wundheilung ist wieder die übliche und gewohnte Körperhygiene möglich. Baden und Schwimmen sollte vermieden werden, bis eine vollständige Wundheilung erfolgt ist.
Psychische Eingewöhnung: Holen Sie sich Unterstützung
Der Eingriff mit Herzschrittmacher oder ICD kann nicht nur körperlich, sondern auch seelisch eine Umstellung sein: Viele Betroffene empfinden das Implantat anfangs als Fremdkörper und haben das Gefühl, ihr Leben werde nun von dem Gerät gesteuert. Studien zeigen, dass rund ein Drittel der Patientinnen und Patienten mit solchen Sorgen kämpft. Besonders häufig bestehen Ängste vor einer Schockabgabe des ICD und das Gefühl, von der Technik abhängig zu sein.
Sprechen Sie offen über Ihre Bedenken und Sorgen – sei es im Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, in einer Selbsthilfegruppe oder im vertrauten Kreis von Freundinnen und Freunden sowie Angehörigen. So verlieren Ängste ihren Schrecken und Sie merken schnell: Sie sind nicht allein mit Ihren Gedanken. Zunehmend bieten kardiologische Zentren sowie Rehakliniken psychokardiologische Beratungen an, also eine speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Herzschrittmachern und ICDs ausgerichtete Versorgung und Verhaltenstherapie. Dies ist allerdings noch nicht flächendeckend Standard.
Nehmen Sie Regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahr
Alle drei bis zwölf Monate finden Kontrolluntersuchungen beim niedergelassenen Kardiologen oder in der Schrittmacher-/ICD-Ambulanz des Krankenhauses statt. Dabei prüft der Arzt den Batteriestatus, liest die Gerätedaten (Speicher-, Schock- und Impulsstatistik) aus, führt Funktionstests durch und passt bei Bedarf die Parameter an. Wichtig: Die Kontrollintervalle im Einzelfall können je nach Gerätetyp und individueller Situation variieren.
Tragen Sie stets Notfallausweis & Implantatpass bei sich
Tragen Sie stets Ihren Notfallausweis und Implantatpass bei sich. Der Implantatpass – auch Geräteausweis genannt – wird vom Hersteller erstellt und Ihnen nach dem Einsetzen des Geräts von der Klinik ausgehändigt. Er enthält alle wichtigen Angaben wie Hersteller, Modell, Programmierung und technische Details Ihres implantierten Defibrillators / oder Herzschrittmachers. Im Ernstfall ermöglicht das schnelle Vorzeigen dieser Dokumente dem Rettungsdienst und dem Krankenhauspersonal eine zügige und gezielte Versorgung.
Bei Warnsignalen Arzt aufsuchen
Unabhängig von den regelmäßigen Kontrollterminen sollten Sie umgehend Ihren Kardiologen oder Ihre Kardiologin kontaktieren, wenn:
- Sie ungewöhnliches Herzklopfen oder ein Herzrasen ohne körperliche Belastung bemerken,
- Ihnen ohne erkennbaren Grund schwindlig wird, Sie Schwindelattacken haben oder bewusstlos werden (Synkope)
- Ihr Puls langsamer ist als sonst,
- Ihr Defibrillator einen Schock abgibt,
- die Implantationsstelle gerötet oder heiß ist, schmerzt oder sich Flüssigkeit oder Eiter entleert,
- Sie Konturen des Aggregats oder der Sonden unmittelbar unter der Haut erkennen bzw. tasten können und eine Perforation (Durchbruch) durch die Haut droht.
Medizinische Untersuchungen bei liegendem Herzschrittmacher und ICD
Informieren Sie den Arzt oder das medizinische Personal vor jeder medizinischen Untersuchung, über ihren implantierten Herzschrittmacher bzw. ICD und zeigen Sie ihren Geräteausweis vor. Die meisten medizinischen Untersuchungen haben keine Auswirkungen auf diese Geräte.
Sollte eine Kernspinuntersuchung (MRT) erforderlich sein, muss vorher geprüft werden, ob Ihr implantiertes System (Aggregat und Elektroden) hierfür zugelassen sind. In diesem Fall ist ein MRT meist problemlos möglich. Der Schrittmacher bzw. ICD muss jedoch unmittelbar vor der MRT umprogrammiert werden und anschließend ist eine Rückprogrammierung erforderlich. Das Zusammenarbeiten von Kardiologen und Radiologen in einem Zentrum ist daher erforderlich. Eventuell wird auch von einer MRT abgeraten und auf andere Untersuchungsmethoden verwiesen.
Umgang mit elektronischen und elektromagnetischen Geräten
Bei modernen Implantaten, die den Herzrhythmus kontrollieren, ist inzwischen nur in wenigen Situationen mit Störungen durch elektromagnetische Felder zu rechnen. Dennoch sind viele Patienten gerade bei Alltagsgeräten, die zum Beispiel starke Magnete enthalten, besorgt. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiolgie (DGK) hat dazu eine Stellungnahme veröffentlicht. Demnach kann überwiegend Entwarnung gegeben werden.
Welche Geräte genutzt werden können
Mobiltelefone können genutzt werden. Man sollte sie am besten auf der gegenüberliegenden Seite tragen und auf dem gegenüberliegenden Ohr telefonieren. Mobiltelefone sollten nicht direkt auf das Aggregat gelegt werden. Dies gilt v.a. für Modelle mit starken Magneten zum induktiven Laden wie z.B. (unter anderem) das iPhone ab der Generation 12 (ähnlich wie Kopfhörern mit starken Magnetspulen zum induktiven Laden).
Unproblematisch ist der Umgang mit audiovisuellen Geräten wie Fernsehern, Radios, Stereoanlagen, Computern, Druckern und Faxgeräten. Vorsicht geboten ist jedoch bei Lautsprechern und alten Röhrenfernsehern: Lautsprecher verfügen oft über Magnete, die das Signal Ihres implantierten Geräts stören können. In alten Fernsehern mit Röhrenbildschirm ist eine sogenannte Entmagnetisierungsspule verbaut, die beim Ein- und Ausschalten ebenfalls ein elektrisches Feld entstehen lässt. Hier sollte ein Sicherheitsabstand von 30 cm eingehalten werden.
Richtig installierte Stromleitungen bergen für Träger von Herzschrittmachern und ICDs kein nennenswertes Risiko elektromagnetischer Störungen. Um Interferenzen zuverlässig auszuschließen, sollte jedoch stets auf eine fachgerechte Erdung aller elektrischen Geräte geachtet und defekte Haushaltsgeräte umgehend außer Betrieb genommen werden.
Vorübergehende Funktionsbeeinträchtigungen sind möglich durch
| Gerät | Mindestabstand zum Implantat einhalten |
| Induktionskochfeld | 25 cm |
| Haartrockner & Rasierapparat | 5 cm |
| Elektroheizofen | 15 cm |
| Dauerhafte Magnete | 15 cm |
| Elektrowerkzeuge (Bohrmaschine etc.) | 15 cm |
| Handfunkgerät | 20 cm |
Meiden Sie zwingend
- starke Magnetfelder, z. B. Transformatoren oder große Industriemaschinen (Generatoren und Elektromotoren),
- Lichtbogenschweißen.
Verhalten bei Störung: Entfernen Sie sich sofort von der Quelle oder schalten Sie das Gerät aus. In der Regel arbeitet Ihr Implantat dann wieder störungsfrei.
Autofahren mit Herzschrittmacher:
- Nach vollständiger Erholung (meist 1–2 Wochen) kann die Fahrtauglichkeit wiederhergestellt werden.
Autofahren mit ICD (implantierbarer Kardioverter-Defibrillator):
- Nach Implantation eines ICD oder nach Generator-/Sondenwechsel dürfen Betroffene bereits nach ein bis zwei Wochen wieder Pkw (Klasse B) fahren. Haben sie den Defibrillator nach einem Herzstillstand erhalten oder wurde ein Schock bei Kammerflimmern ausgelöst, ruht die Fahrerlaubnis für drei Monate. Gleiches gilt nach Abgabe unnötiger Schocks, hier muss das Autofahren so lange ruhen, bis gesichert ist, dass keine erneuten inadäquaten Schocks abgegeben werden.
- Berufskraftfahrer mit Defibrillatoren dürfen in der Regel ihren Beruf nicht mehr ausüben.
Elektroautos & Ladestationen
Patienten mit Herzschrittmachern oder Defibrillatoren (ICDs) können Elektroautos und deren Ladestationen ohne Bedenken nutzen. Studien haben gezeigt, dass von den üblichen E-Autos und den dazugehörigen Ladestationen keine schädlichen elektromagnetischen Interferenzen ausgehen, die die Geräte stören könnten. Auch die Verwendung von Hochleistungsladestationen (HPC) ist sicher, selbst wenn das Ladekabel während des Ladevorgangs nah am Herzgerät platziert wird.
Sicherheitskontrollen & Diebstahlsicherung
- Röntgen-Scanner für Gepäck sind unproblematisch, da deren elektromagnetische Felder zu schwach sind, um das Implantat zu stören.
- Bei Personendurchleuchtung (Walk-Through-Metalldetektoren) kann es zu Alarmen kommen – deshalb empfiehlt es sich, zügig hindurchzugehen und nicht im Detektor stehen zu bleiben.
- Handscanner sollten Sie nur aus der Entfernung von mindestens 30 cm zum Gerät einsetzen lassen oder alternativ um eine manuelle Abtastung durch geschultes Personal bitten.
- Moderne Mikrowellenscanner sind unproblematisch
Sport & körperliche Aktivität
Sexualität mit Herzschrittmacher oder Defibrillator
Mit Herzschrittmacher oder implantiertem Defibrillator sind sexuelle Aktivitäten in der Regel unbedenklich. Das Gerät überträgt keine elektrische Spannung auf den Partner, und die körperliche Belastung beim Sex bleibt selbst bei intensiver Zuneigung meist moderat. Wer ohne Probleme Treppen steigen oder zügig spazieren gehen kann, muss auch beim Liebesleben keine Einschränkungen befürchten. Eine offene Kommunikation mit dem Partner und gegebenenfalls ein kurzes Gespräch mit dem betreuenden Kardiologen oder der Kardiologin schaffen zusätzliche Sicherheit und Vertrauen.
Häufig gestellte Fragen
Ja, denn die elektrischen Signale des Herzschrittmachers/ Defibrillator sind nur ein Teil der Herzleistung, da sie die Kontraktionen des Herzmuskels auslösen. Wenn das Herz jedoch nicht mehr ausreichend Kraft aufbringen kann, um zu pumpen, verlieren auch die elektrischen Impulse ihre Wirkung.
Neu implantierte Geräte haben eine Funktionsdauer von etwa 8-12 Jahren. Abweichungen hiervon sind individuell möglich, da bei jedem Patienten die Batterie unterschiedlich beansprucht wird. Die Batterien in ICDs halten in der Regel weniger lange als Batterien in Herzschrittmachern, da ICDs deutlich mehr Funktionen in einem Gerät vereinen.
Herz-Tipp
Nutzen Sie die von den Geräteherstellern bereitgestellten Informationsmaterialien und wenden Sie sich bei offenen Fragen jederzeit an Ihre Kardiologiepraxis oder den Hersteller Ihres Herzimplantats.
Experte
Prof. Dr. med. Bernd Nowak, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Arzt im Cardioangiologischen Centrum Bethanien in Frankfurt am Main. Zu den klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten des Kardiologen zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen und die Implantation von Herzschrittmachern.
Unser Informationsmaterial
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Leben mit Rhythmusstörung (2024)
PDF: 1,54 MB -
Störeinflüsse auf Herzschrittmacher (2022)
PDF: 1,76 MB -
Sicheres Fahren mit Herzleiden (2020)
PDF: 638,67 KB -
Sport mit Schrittmacher (2019)
PDF: 2,35 MB -
Reisetipps für Herzkranke