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Therapie mit einem Herzschrittmacher

So funktioniert ein Herzschrittmacher bei langsamen Herzrhythmusstörungen.

Langsame Herzrhythmusstörungen können mit Schwindelgefühl, Ohnmachtsanfällen und Leistungsschwäche einhergehen und sogar eine Ursache für den plötzlichen Herztod sein. Die effektivste Behandlung ist die Implantation eines Herzschrittmachers unter die Haut, der durch Abgabe elektrischer Impulse einen normalen Erregungsablauf im Herzen wiederherstellt und damit wieder ein normales Leben führen lässt.

Wie entstehen langsame Herzrhythmusstörungen?

Das Herz besteht aus dem rechten und dem linken Vorhof sowie der rechten und der linken Herzkammer. Am besten pumpt das Herz, wenn sich zunächst die Vorhöfe und anschließend die Herzkammern synchronisiert zusammenziehen. Damit dieser Ablauf funktioniert, gibt der Sinusknoten im rechten Vorhof regelmäßige elektrische Impulse ab, die zunächst die Vorhöfe stimulieren und danach zum AV (Atrioventrikulär)-Knoten gelangen, der die Impulse synchronisiert zu den Herzkammern weiterleitet. Wenn der Sinusknoten erkrankt ist oder der AV-Knoten unzureichend weiterleitet, entstehen kurzfristig oder andauernd langsame Herzrhythmusstörungen. 

Wer braucht einen Herzschrittmacher?

Einen Schrittmacher benötigen vor allem Patientinnen und Patienten mit einer Erkrankung des Sinusknotens oder AV-Knotens, wenn Schwindelgefühl, Leistungseinbrüche oder sogar Ohnmacht, insbesondere bei körperlicher Belastung, auftreten oder ein Herzstillstand zu befürchten ist. Ein Herzschrittmacher wird insbesondere dann implantiert, wenn die Herzfrequenz bei vorhandendem Sinusrhythmus längere Zeit unter 40 Schlägen pro Minute absinkt (Bradykardie) oder Herzschlag-Pausen über mehrere Sekunden (Asystolien) auftreten .

Aber nicht jeder Mensch mit langsamem Herzschlag (<60/min) benötigt einen Herzschrittmacher: Leistungs-Sportlerinnen und -Sportler entwickeln oft eine physiologische Bradykardie (normale langsame Herzfrequenz) durch das intensive Training. Solange keine krankhaften Beschwerden oder Nachweise für eine Sinusknoten- oder AV-Knotenstörung vorliegen, benötigen solche Menschen keinen Schrittmacher.

Auch langsame Herzschläge infolge behandelbarer Erkrankungen wie eine Schilddrüsen-Unterfunktion oder eine Borrelien-Infektion oder als Nebenwirkung einer medikamentösen Behandlung mit sogenannten Betablockern (z.B. bei Herzschwäche oder KHK) bedürfen zunächst der konsequenten Behandlung der jeweils zugrundeliegenden Erkrankung, bevor über die Implantation eines Herzschrittmachers nachgedacht wird.

Wie funktioniert ein Herzschrittmacher?

Ein Herzschrittmacher besteht aus dem Schrittmacheraggregat mit einer oder zwei Sonden. Der eigentliche Herzschrittmacher von der Größe zweier aufeinander liegender 2-Euro-Münzen besteht aus einer Lithiumbatterie mit einer Laufzeit von mindestens 7 bis 10 Jahren und viel Elektronik zur Abgabe und Steuerung der Schrittmacherimpulse sowie zur Registrierung des Herzrhythmus. Sonden und Aggregat sind über die Konnektoren miteinander verbunden. Bei den Sonden handelt es sich um Kunststoff-ummantelte Kabel; an deren Spitzen befinden sich die Elektroden, die den Impuls vom Aggregat an den Herzmuskel weiterleiten. 

Die Herzschrittmacher lassen stets dem eigenen Herzschlag den Vortritt und stimulieren den Herzmuskel nur dann, wenn es nötig ist. Wenn bei körperlicher Belastung, z. B. Treppensteigen, die eigene Herzfrequenz nicht ausreichend ansteigt, hilft der Herzschrittmacher mit eigenen Impulsen aus. Geregelt wird das durch die Elektronik und die Programmierung.

Welche Herzschrittmachersysteme gibt es?

Einkammerschrittmacher bestehen aus einem Schrittmacheraggregat und einer Elektrode (Sonde), die entweder in der rechten Herzkammer (VVI-System; V=Ventrikel) oder im rechten Vorhof (AAI-System, A=Atrium) platziert wird. Das „I“ in der Abkürzung steht für „Inhibition“ (Hemmung), das bedeutet: der künstliche Schrittmacher wird vom eigenen Herzen gehemmt, unnötiges Stimulieren wird vermieden – es sei denn, die eigene elektrische Aktivität des Herzens reicht nicht aus. Anders ausgedrückt: Ein Herzschrittmacher gibt nur dann kleine Stromimpulse ab, wenn tatsächlich der Bedarf dazu besteht.

Ein Zweikammerschrittmacher (DDD-System; D=dual) verfügt über zwei Sonden: eine verläuft zum rechten Vorhof und eine zur rechten Herzkammer. Dadurch lassen sich Vorhof- und Kammeraktivität optimal aufeinander abstimmen. Das heißt, mit einem DDD-System lässt sich die normale Herzaktion nachbilden. Angewendet werden DDD-Systeme vor allem, wenn es Störungen der elektrischen Reizleitung zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern gibt.

Der Dreikammer-Herzschrittmacher ist ein komplexes System das eingesetzt wird, wenn die beiden Kammern des Herzens nicht mehr gleichzeitig und mit verminderter Kraft pumpen. Er verfügt über drei Elektroden, die den Herzmuskel an drei Stellen (rechter Vorhof, rechte Kammer und die linke Kammer) stimulieren, um den asynchronen Pumpvorgang wieder zu synchronisieren und die Herzfunktion zu verbessern.

Seit etwa 2013 werden bei ausgewählten Patientinnen und Patienten teils kabellose Herzschrittmacher eingesetzt. Diese Mini-Implantate sind bis zu 90 % kleiner als herkömmliche Systeme und werden ohne Elektrodendrähte (Sonden) direkt in der rechten Herzkammer oder im rechten Vorhof platziert. 

Moderne Überwachungs- und Speicherfunktionen

Die technische Entwicklung der letzten Jahre erlaubt es heute, dass moderne Herzschrittmacher permanent den Herzrhythmus überwachen und auffällige Herzrhythmusstörungen selbstständig abspeichern können. 

Leben mit dem Herzschrittmacher

Die meisten Patientinnen und Patienten gewöhnen sich schnell an das Leben mit einem Herzschrittmacher - zumal, wenn sich die Beschwerden rasch bessern und sie schnell wieder belastbar sind. Fast alle Sportarten lassen sich auch mit einem Herzschrittmacher durchführen. Einige Patientinnen und Patienten haben Angst, weil sie das Gefühl haben, ihr Leben hinge nun von einem Gerät ab. Diese Angst ist unbegründet: Die heutigen Geräte bieten große Sicherheit. Auch die Störanfälligkeit durch elektrische Geräte ist dank der elektronischen Verbesserungen im Schrittmacher viel geringer als manche glauben.

Einsatz eines Herzschrittmachers

Die Herzschrittmacher-OP

Das Einsetzen eines Herzschrittmachers ist heute eine Routine-Operation, die meist unter örtlicher Betäubung stattfindet. Die Herzstiftung informiert über die Herzschrittmacher-OP sowie Risiken und Folgen der Operation.

Wichtig ist die regelmäßige Nachsorge

Die regelmäßigen kardiologischen Kontrollen sind unbedingt wahrzunehmen. Die Ärztinnen und Ärzte prüfen den Ladestand der Batterie und überprüfen sowohl die Funktionen als auch die Einstellungen des Schrittmachers. Auch die Speicheraufzeichnungen werden ausgelesen. Bei neueren Schrittmachern ist ein Teil der Kontrollen per Telemedizin möglich, sodass Schrittmacherpatient/innen seltener in die Praxis kommen müssen. 

Experte

Prof. Dr. med. Philipp Sommer
Bild von Prof. Philipp Sommer

Unsere Empfehlungen für Sie

  1. Die Operation unter Lokalanästhesie dauert etwa eine Stunde, Komplikationen sind selten.
  2. Lesen Sie hier, worauf Sie bei Reisen in wärmere Länder achten sollten.

    Bernd Nowak

    Prof. Dr. med.

  3. Erfahren Sie in der Herzstiftung-Sprechstunde, was am Le­bens­en­de mit dem Herz­schritt­ma­cher passiert.

    Gerian Grönefeld

    Privatdozent Dr. med.

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7 Kommentare
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Überprüfen Sie bitte das Recaptcha.
Jürgen Koch Düsseldorf

ist ein kabelloser Schrittmacher besser in bezug auf komplikationen?

Deutsche Herzstiftung

Hallo Herr Koch,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Ihre Gesundheit liegt uns sehr am Herzen, und wir schätzen Ihr Vertrauen in unsere Expertise.

An dieser Stelle möchten wir Sie jedoch darauf hinweisen, dass unsere Herzexperten, individuelle medizinische Fragen hier nicht beantworten können. Vielleicht hilft Ihnen aber folgende Antwort auf eine ähnliche Sprechstundenfrage weiter. Als Mitglied haben Sie direkt Zugriff drauf.

Gerne können Sie Ihre Frage auch an unsere Sprechstunde (sprechstunde@herzstiftung.de) senden. Dort steht Ihnen unser engagiertes Team zur Verfügung und wird sich bemühen, Ihnen so schnell wie möglich zu antworten. Wir möchten Ihnen versichern, dass wir Ihre Anfrage mit der gebotenen Sorgfalt und Aufmerksamkeit behandeln werden.

Wir wünschen Ihnen alles Gute.

Ihre Deutsche Herzstiftung

Herr Zbigniew Mendrychowski Brietlingen

Hallo,
Am 19.04.2023 erhielt ich einen Herzschrittmacher, ich wurde mit Bradykardie diagnostiziert, (Puls zwischen 34-40), die Empfehlung des Kardiologen "HSM" Ich bin der vierte Tag nach dem Eingriff und ich fühle keine besondere Verbesserung, ich fühle immer noch Schwierigkeiten beim Atmen, nach ein paar Schritten muss ich mich ausruhen. Ist das normal, oder sollte ich zusätzliche Übungen machen, oder muss sich mein Körper erst an die Unterstützung gewöhnen? Die behandelnden Ärzte haben eine recht schnelle Besserung versprochen. Bevor mir das HSM implantiert wurde, musste ich eine Lungenentzündung und COVID überwinden, was 3 Wochen dauerte.
Viele Grüße
Z. M.

Deutsche Herzstiftung

Hallo Mendrychowski,

an dieser Stelle können unsere Herzexperten keine Auskunft geben. Nutzen Sie bitte unsere telefonische Herzsprechstunde oder schreiben Sie an sprechstunde@herzstiftung.de. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

Ihre Deutsche Herzstiftung

Anonymer Gast

Über PICM als "Nebenwirkung" des Schrittmachers wird man nirgendwo aufgeklärt, auch auf den Aufklärungsbögen nicht.
Warum eigentlich?

Deutsche Herzstiftung

Hallo,

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Ihre Deutsche Herzstiftung

Kurt B. Reutlingen

Am 14.08.2018 wurde mir eine neue Herzklappe eingesetzt, die OP ( TÜ ) verlief gut ,keine Probleme. Am 23.08.2018 wurde mir dann ein Herzschrittmacher auf Grund von zu langsamen Herzschlag ( Medtronic Ensura DR MRI implantiert, verlief normal,obwohl für mich war es schmerzhaft und war froh das es vorbei war. Am nächsten Tag war alles wieder Normal ,sehr guter Heilungsverlauf und bis heute keine Probleme. Bei der OP war ich 72 Jahre alt.