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Endokarditis bei angeborenem Herzfehler: Worauf ist zu achten?

Endokarditis ist eine gefährliche Komplikation bei angeborenen Herzfehlern. Erfahren Sie, wie Sie das Risiko senken und Symptome erkennen können.

Ärztin führt Herzultraschall bei einem Jungen durch.
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Patienten mit angeborenem Herzfehler haben ein erhöhtes Risiko für eine Endokarditis – eine gefährliche Herzinfektion. Eine gute Prophylaxe und eine frühe Erkennung der Symptome sind ausschlaggebend, um schwerwiegende Folgen zu verhindern. Unser Experte erklärt, worauf es dabei ankommt. 

Was ist eine Endokarditis?

Die infektiöse Endokarditis – auch bakterielle Endokarditis genannt – ist eine entzündliche Erkrankung der Herzinnenhaut (Endokard) und der Herzklappen. Sie entsteht, wenn Bakterien über kleine Verletzungen, zum Beispiel im Mundraum oder an der Haut, in den Blutkreislauf gelangen. Heften sich diese Erreger an vorgeschädigte Bereiche der Herzinnenhaut oder der Herzklappen, verursachen sie dort eine Entzündung. 
Im weiteren Verlauf können sich Ablagerungen an den Herzklappen bilden. Lösen sich diese Wucherungen, gelangen sie mit dem Blutstrom in andere Körperregionen, wo sie zu einer Embolie, also einer Gefäßverstopfung, führen können – mit möglicherweise schweren Folgen wie Schlaganfall, Lungenembolie oder weiteren Organschäden.

Warum ist das Endokarditis-Risiko bei Menschen mit angeborenem Herzfehler erhöht?

Eine gesunde Gefäß- und Herzinnenhaut kann eindringende Bakterien in der Regel gut abwehren. Bei vielen angeborenen Herzfehlern sind die Strukturen im Herzen jedoch vorgeschädigt – meist durch sogenannte turbulente Blutströmungen, bei denen das Blut wegen der Herzfehlbildungen wirbelt und Reibungen an der Herzinnenhaut verursacht. Diese Vorschädigungen erleichtern es Bakterien, sich anzusiedeln und zu vermehren. 
Zusätzlich erhöht Fremdmaterial, das bei der Korrektur von angeborenen Herzfehlern eingesetzt wurde (künstliche Herzklappen, Patches, Conduits), das Risiko einer Endokarditis. 
Menschen mit angeborenem Herzfehler müssen daher besonders darauf achten, das Eindringen von Bakterien in den Blutkreislauf zu verhindern.

Endokarditis vorbeugen: Was können Menschen mit angeborenem Herzfehler tun?

Die häufigsten Erreger einer infektiösen Endokarditis sind Streptokokken und Staphylokokken.
Streptokokken leben vor allem im Mundraum und können über kranke Zähne oder entzündetes Zahnfleisch (Karies, Parodontitis) in das Blut gelangen. Deshalb ist eine sorgfältige Mundhygiene besonders bei Menschen mit einem angeborenen Herzfehler essenziell.
Staphylokokken sind hingegen meist auf der Haut zu finden. Von dort können sie durch Verletzungen oder Entzündungen (z. B. Neurodermitis, Akne) sowie unsachgemäße Hautbehandlungen in die Blutbahn gelangen. Hier ist eine gute Hautpflege entscheidend. Wichtig: Auf Piercings und Tätowierungen sollte unbedingt verzichten werden.

Was bedeutet „antibiotische Endokarditis-Prophylaxe“?

Mit antibiotischer Endokarditis-Prophylaxe ist die einmalige, vorbeugende Einnahme eines Antibiotikums vor einem medizinischen Eingriff gemeint. Dies betrifft Eingriffe, bei denen ein hohes Risiko besteht, Bakterien in die Blutbahn einzuschwemmen – überwiegend zahnärztliche Eingriffe und Eingriffe im Bereich der Atemwege.
Die Endokarditis-Prophylaxe wird jedoch nicht allen Menschen mit angeborenem Herzfehler empfohlen. Wer zur Hochrisikogruppe gehört und bei welchen Eingriffen genau die Prophylaxe notwendig ist, erläutert der Ratgeber „Die infektiöse Endokarditis“, den Sie bei der Kinderherzstiftung erhalten.  

Titelbild und Innenansicht des Ratgebers "Infektiöse Endokarditis"

Kostenloser Expertenratgeber
„Die infektiöse Endokarditis“

Alles, was Sie über die Endokarditis bei angeborenen Herzfehlern wissen müssen, detailliert erklärt. 

Unter anderem mit folgenden Themen: 

- Vorbeugen: Wichtige Maßnahmen zur Vermeidung der Endokarditis.
- Schützen: Die aktuellen Leitlinie-Empfehlungen zur antibiotischen Endokarditis-Prophylaxe. 
- Erkennen: Alle Symptome der Endokarditis in einer anschaulichen Infografik.

Downloaden Sie den Ratgeber als PDF oder bestellen Sie ihn zur Lieferung per Post. 
 

Endokarditis-Symptome: Wann sollten Menschen mit angeborenem Herzfehler unbedingt zum Arzt?

Die Symptome einer Endokarditis sind vielfältig und unspezifisch, weshalb hier besondere Aufmerksamkeit gefordert ist. Bei Anzeichen wie

  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • nächtliches Schwitzen
  • Appetitverlust
  • Trinkschwäche bei Säuglingen
  • Erbrechen
  • allgemeine Müdigkeit, Abgeschlagenheit 

sollte bei Menschen mit angeborenem Herzfehler unbedingt an eine Endokarditis gedacht werden und eine schnelle ärztliche Abklärung erfolgen. Eine frühzeitige Blutuntersuchung (Blutkulturen) sowie eine Echokardiographie (Herzultraschall) sind entscheidend, um die Entzündung rechtzeitig zu entdecken.
Ist die bakterielle Endokarditis diagnostiziert, folgt in der Regel eine mehrwöchige intravenöse Antibiotikatherapie im Rahmen eines stationären Krankenhausaufenthalts. In komplizierten Fällen kann eine zusätzliche Operation erforderlich sein, um befallene Herzklappen zu sanieren.

Fragen zur Endokarditis?

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Praktischer Begleiter:

Der kompakte Ausweis für Endokarditis-Prophylaxe bei angeborenen Herzfehlern zeigt, wann vor Eingriffen eine Prophylaxe nötig ist und welche Antibiotika in welcher Dosis empfohlen sind. Auch unter kinderherzstiftung@herzstiftung.de erhältlich.

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Experte

Professor Dr. med. Walter Knirsch
Portraitfoto von Professor Walter Knirsch