Menschen mit einer chronischen koronaren Herzkrankheit (KHK) bekommen in der Regel niedrigdosierte Acetylsalicylsäure (ASS) als Standardbehandlung verordnet. Die Einnahme soll vor Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall schützen (sogenannte Sekundärprävention). Eine neue wissenschaftliche Auswertung deutet nun darauf hin, dass in dieser Situation der Wirkstoff Clopidogrel – ebenfalls aus der Gruppe der sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer –möglicherweise sogar noch besser schützt.
Neue Analyse: weniger Herzinfarkte unter Clopidogrel
Ein Forschungsteam von der Universität in Lugano, Südschweiz, hat für ihre Auswertung die Daten aus sieben Studien mit insgesamt über 28.000 Patientinnen und Patienten mit KHK zusammengefasst, die entweder mit ASS oder Clopidogrel behandelt worden waren. Das Ergebnis lieferte klare Hinweise auf einen Vorteil durch Clopidogrel: Nach einer Beobachtungszeit von 5,5 Jahren war es bei denjenigen, die Clopidogrel (75 mg pro Tag) einnahmen, seltener zu schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen – vor allem Herzinfarkten und Schlaganfällen – gekommen im Vergleich zu jenen, die ASS (100 mg pro Tag) erhielten. Rechnerisch betrug die relative Risikoverminderung 14 Prozent zugunsten von Clopidogrel.
Kein erhöhtes Blutungsrisiko
Wichtig: Clopidogrel führte nicht häufiger zu Blutungen, etwa im Magen-Darm-Trakt, als ASS. Die Forschenden betonen, dass dies die bislang umfassendste Untersuchung zum Vergleich von Clopidogrel und ASS bei KHK-Patientinnen und -Patienten ist. Der Vorteil von Clopidogrel habe sich zudem in allen untersuchten Untergruppen gezeigt, unabhängig von Alter und Körpergewicht oder dem Vorliegen eines Diabetes oder einer chronischer Nierenerkrankung.
- Clopidogrel versus aspirin for secondary prevention of coronary artery disease: a systematic review and individual patient data meta-Analysis; Lancet 2025; DOI: 10.1016/S0140-6736(25)01562-4
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.